Einblick in die Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit
Seit Januar 2017 besteht die Dozentur für Digitale Nachhaltigkeit am Institut für Wirtschaftsinformatik. Dr. Matthias Stürmer, Leiter der Forschungsstelle und Dr. Oliver Neumann, Postdoktorand, geben einen Einblick in die Tätigkeiten und berichten über erste Forschungsergebnisse. Von Dr. Matthias Stürmer und Dr. Oliver Neumann
Neue Dozentur Digitale Nachhaltigkeit
Digitale Nachhaltigkeit besagt, dass digitale Wissensgüter wie Software und Daten ressourcenschonend hergestellt, frei genutzt, kollaborativ weiterentwickelt und langfristig gespeichert werden. Wie diese Zielsetzungen erreicht werden und welche konkreten Ausprägungen sich in der Realität vorfinden lassen, sind Fragestellungen, mit denen sich seit 2013 die Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit am Institut für Wirtschaftsinformatik beschäftigt. Im Januar 2017 wurde die Dozentur für Digitale Nachhaltigkeit geschaffen und mit Dr. Matthias Stürmer als Leiter der Forschungsstelle besetzt.
Eigenständige Einheit innerhalb des Instituts für Wirtschaftsinformatik
Mit den heute rund 15 Mitarbeitenden hat die Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit eine Grösse erreicht, die es ermöglicht, dass sie seit Januar 2017 eine eigenständige Organisationseinheit innerhalb des Instituts bilden kann. Neben Forschung und Ausbildung bietet die Forschungsstelle auch den Zertifikatslehrgang (CAS) ICT-Beschaffungen an und ist in mehrere Forschungsprojekte mit anderen Instituten der Universität Bern sowie in ein SNF-Projekt mit der ETH Zürich involviert. Nebst der universitären Zusammenarbeit führt die Forschungsstelle zahlreiche Beratungs- und Programmier-Mandate für Bundesbehörden, Kantone, Städte und Gemeinden, Firmen und Verbände durch.
Fördermittel der Universitätsleitung für Inverted Classroom der Open Data-Vorlesung
Im Rahmen eines Antrags für Förderung Innovative Lehre (FIL) des Vizerektorat Lehre erhält die Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit im Frühlingssemester 2017 Personalmittel, um einen Inverted Classroom-Versuch in der bereits bestehenden Open Data-Vorlesung umzusetzen. Bei diesem Inverted Classroom-Konzept (auch Flipped Classroom genannt) werden die technischen Inhalte der Open Data Programmier-Übung (HTML, CSS, JavaScript etc.) nicht mehr durch Frontalunterricht, sondern als Selbststudium mittels Lernvideos vermittelt. Dies ermöglicht, einerseits auf das unterschiedliche Vorwissen der Studierenden einzugehen, andererseits können sich die Studierenden in ihrem eigenen Lerntempo die technischen Grundlagen aneignen, die sie anschliessend im Rahmen der Präsenzphase für die Umsetzung einer neuen Datenvisualisierung anwenden. Für diese Open DataApplikationen stehen den Studierenden Data Coaches aus der öffentlichen Verwaltung und von Unternehmen zur Verfügung. Die fertig entwickelten Web-Applikationen werden im neuen Open Data Show Room veröffentlicht, wo inzwischen über 50 Anwendungen aus den Bereichen Finanzen, Umwelt, Verkehr, Bildung etc. zugänglich sind.
Erste Forschungsergebnisse der «Züri wie neu»-Studie
Anlehnung an «FixMyStreet» hat die Stadt Zürich 2013 die Plattform «Züri wie neu» lanciert. Diese bietet der Zürcher Stadtbevölkerung eine unkomplizierte Möglichkeit, Schadensmeldungen abzugeben. Im Rahmen der Forschung über Open Government-Anwendungen hat die Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit im Sommer 2016 bei den Nutzern von «Züri wie neu» eine Umfrage durchgeführt und die bestehenden Meldungen mit den Antworten verknüpft. Erste Ergebnisse der Studie wurden bereits veröffentlicht, weitere Forschungspublikationen sind zurzeit am Entstehen.
Plattform mit tagesaktuellen Informationen zu öffentlichen Beschaffungen
simap.ch ist die elektronische Plattform, auf welcher Bundesverwaltung, Kantone, Gemeinden, öffentlich-rechtliche Unternehmen und weitere Organisationen der öffentlichen Hand ihre Ausschreibungen und Zuschläge im Bereich des öffentlichen Beschaffungswesens publizieren. Die Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit sammelt diese Daten fortlaufend für ein Forschungsprojekt über Abhängigkeiten von ICT-Anbietern und verlinkt sie mit bestehenden Behördenstellen und Anbieterfirmen. So wird beispielsweise ersichtlich, wie hoch der Anteil der freihändigen Informatik-Vergaben (Aufträge ohne öffentliche Ausschreibung) einer bestimmten Beschaffungsstelle ist oder wie viele freihändig vergebene Aufträge eine Firma erhalten hat (siehe Link in Box).
Veranstaltung zu Bitcoins und Blockchains
Mit den sprunghaften Wertschwankungen von Bitcoin ist die Kryptowährung wieder täglich in den Medien. Und auch Blockchain-Technologien und deren Potential für Smart contracts werden heiss diskutiert. Im Januar 2017 führten deshalb der tcbe.ch – ICT Cluster Bern und die Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit im Haus der Universität eine halbtägige Veranstaltung zu Bitcoins und Blockchains durch. Es referierten Vertreter der Bitcoin Association Switzerland, Berner Fachhochschule, von der PostFinance und der Swisscom. Die Folien und Videos der Referate sind publiziert.